Punk - zwei vor und zwei zurück
"Punk und Pogo - Punk und Pogo - den ganzen Tag,
Punk und Pogo - Punk und Pogo - ja, das macht Spaß,
Punk und Pogo - Punk und Pogo - ich trinke Bier,
Punk und Pogo - Punk und Pogo - ich hab´ den Hass!"
( L.L.C.1977 1997 )
"Zieh´ Dir rein `n gutes Bier und dann setzt´ Dich an´ s Klavier,
hol´ den Krempel aus dem Schrank, wir machen Musik, wir machen Punk!"
( R.I.P.-Revenge 1986 )
Mehr als zwanzig Jahre können wir den Begriff "Punk" vermasseln. Deutlich treten zwei Aspekte hervor, die im allgemeinen Sprachgebrauch damit verbunden werden. Zum einen die Person, die als Punk in Erscheinung tritt; zum anderen die Musikrichtung, die man als "Punk - Rock" bezeichnet.
Zunächst stellen wir einen Punk vor: Gemeinhin wird er in deutschen Landen als Punker betitelt. Da Punk im Deutschen Müll bedeutet, müßte er eigentlich Müller heißen. Das soweit. Erste Veränderungen an der Person Müller ist das Tragen einer neuen Haartracht. Er festigt vorerst die morgendliche Aufstehfrisur mit Seife oder Haarspray. Da stehen die Haare so ab. Um dies zu verdeutlichen, kann er seitlich die Haare abrasieren. Eine Färbung der Haare in rot oder grün rundet die Frisur ab.
Punk nackt - fertig!
Als Kleidung empfiehlt sich eine Unterhose, Strümpfe, eine zerissene Jeans, ein versifftes T-Shirt, Lederjacke und Springerstiefel. Alles andere ist Humbug. Als modische Accessoires bieten sich Nietengürtel, bzw. -armbänder, Ohr-, Nasen-, Nippel-, Schniedel-, Schlitz-, oder Totenkopfringe an. Auch das Tragen einer Stahlkette um den Hals kann das Gesamtbild vorteilhaft ergänzen. Sie sollte allerdings mit einem Vorhängeschloß gesichert werden.
Die Person Müller hat jetzt nichts anderes zu tun, als herumzuhängen ( möglichst öffentlich ), dabei über die gesellschaftliche Ordnung zu schimpfen und Bier zu trinken. Abends empfiehlt sich ein Besuch der zahlreichen Punkkonzerte, bei denen rumgegrölt und gerempelt wird. Die Musik ist laut und aggressiv und wird von einigen "Punk -Rock" genannt.
Eigentlich ein furchtbarer Begriff. "Guten Abend, wir spielen ehrlichen Punk - Rock!" Nur tote Hosen spielen das. Dümmer noch sind die Deutsch - Punk - Fans. Noch dümmer als die Anarchopunx, die wenigstens ihren Namen schreiben können.
Fehlt nur noch, daß sie nicht arbeiten wollen und dem Staat auf der Tasche liegen. Dann sind wir ruck zuck zurück in der Vergangenheit.
Ja, gut erkannt. So sind nicht alle. Es gibt sehr geschäftstüchtige Punx. Jedes Mal, wenn man sie trifft, stecken sie einem Flugblätter zu, auf denen sie für Veranstaltungen werben, auf Mißstände hinweisen oder zu Saufgelagen einladen. Ich sammle im Monat soviele davon ein, daß ich mir keine Notizblöcke kaufen muß. Weit wahnwitziger werden Bandmitglieder oder Fanzineschreiber. Sie schweben in einer Art Punkhimmel und sehen sich schon mit Sid und Nancy vereint. Auf jeden Fall kennen sie sich immer hervoragend aus und teilen dies in voller Länge mit.
Zu den Wochenendpunx kommen heute aber auch die Feierabendpunx hinzu und ich bin mir sicher, es gibt irgendwann Skinheadpunx. Pupspunx!
Es gibt da noch Punx mit Sonderfunktionen, wie z. B. Hausbesetzer. Diese wohnen in einer Art Zoo, wo man sie immer besuchen kann und gucken, wie sie leben. Wenn man dort die Füße unterm Tisch hat, kann man sie lang ausstrecken. Da bist Du noch nicht im Punkhimmel, aber hast so eine Petrusfunktion: "Du darfst aber nicht rein, Du hast einem Mercedesfahrer die Vorfahrt gewährt!"
Da die meisten ja zufrieden sind, auf kleinen Punkspielwiesen herumzutollen könnten wir:
1. Eine repräsentative Umfrage über "Punk" durch ein unabhängiges Institut ins Leben
rufen.
2. "Punk" einfach sterben lassen, oder
3. So tun, als wäre nichts passiert und wir hätten das Alles garnicht gewußt.
(c) Till Geiger 1997